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Dimitra Christodoulou          

Der Verehrer

Und jetzt sieh das Gesicht dieser Frau:
Gerade nahm es der Tod in seine Hände.
So verächtlich blickte sie ihn an,
Daß er es wieder ließ.

Sie fühlte nicht mehr seine Berührung vielleicht nur als
Vage Zärtlichkeit
Von einem Freund der seine Gefühle
Immer geheimhielt.

Es bleiben auf ihrem Gesicht keine Spuren
Von seinen verzweifelten Fingern.
Man könnte beinahe sagen daß er ihr einen Hauch von Puder
Ganz behutsam auftrug.
Ein erklärbarer Dienst
Der es ihm erlaubt etwas von ihrer Haut zu spüren,
Ein gestohlenes Glück der Befühlung.

Aber niemals gab sie ihm mit Liebe
Was ihm einmal die Gewalt verschaffen wird.
Alles was die Würde ihr verlieh
Riß nicht weg seine geschickt verborgene
Seine blinde Macht.
Wer nicht Beschaffenheit und Unterschiede
Der Stoffe fühlen kann,
Nicht das Stöhnen und Flüstern der Geister
Wird nie mit Zuversicht
Dieses Gesicht in seinen Händen halten.
Nie wird er sie auf den Mund küssen
Für immer.

Sie
Sie hat soviel zu tun auf dieser Welt.
Häuser, nie gebaut,
Tief vergraben unter den Häusern,
Füllten sich mit Menschen
Die sie gebührend empfangen mußte.
Denn, und noch bevor er sie geliebt hatte,
Vergilbten all seine Briefe in der Lade,
Eingeschlossen, nur mit der Seele gelesen.
Und ruhig stieg sie hinab
Zu den Anderen,
Während ihr geliebtes schweres Haar
In seinem schwarzen Kreis erglühte.

Aus dem Griechischen von Dadi Sideri-Speck


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