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László Csiba          

Zuhause in der Fremde

[...]
Wer ist nun dieses »Ich«, fragen wir uns ratlos. Dieses Ich ist weder ein frommes
Rankenwerk, noch besitzt es eine mythische Tiefe. Dieses Ich ist eine Möglichkeit.
Ich bin, zum Beispiel, in Ungarn ein Deutscher, in Deutschland ein Ungar. Immer dort, wo
ich bin, werde ich als ein anderer angesehen, gemustert, abgeschätzt. Ich bin der vertraute
Fremde. Jeder sieht mich, keiner erkennt mich. Manchmal bin ich ein Halbungar, ein
Halbdeutscher, mitunter ein ganzer Ungar, ein ganzer Deutscher. In der Regel weder ein
Ungar noch ein Deutscher, vielmehr ein Wanderer, ein Überquerer von vielen, kleinen,
abgeschlossenen Lebensabschnitten. Der französische Autor ägyptischer Herkunft, Edmond
Jabès, hat es auf den Punkt gebracht: »Die Fremde erlaubt dir, du selbst zu sein, indem sie aus
dir einen Fremden macht.«



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