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Volker Frick

Verlag im Wald

Der Verleger Rüdiger Fischer im Porträt


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Volker Frick: Schon das frühe Stück der Schriftstellerin und Dichterin Liliane Atlan Monsieur
Fugue ou le mal de terre hatte den Holocaust zum Thema und wurde in mehreren
Sprachen veröffentlicht. Am 15.4.1997 wurde der vollständige Text von Un opéra pour
Terezin in der Pariser Zeitschrift L'Avant-Scène publiziert. Liliane Atlan arbeitete an diesem
Text seit 1981. Sie wurde in voller Länge beim französischen Radiofestival in Montpellier
am 22.7.1989 von 10 Uhr abends bis zum darauffolgenden Morgen ausgestrahlt. Eine Oper
für Terezin ist das 50. Buch des Verlages, das erste Buch, welches keine Lyrik enthält,
und welches Ihnen, wie Sie mir sagten, zur Zeit das wichtigste Buch Ihres Verlages ist.
Können Sie uns etwas zu Liliane Atlan und zu diesem Buch sagen?
Rüdiger Fischer: Liliane Atlan wurde mir beim Theaterfestival in Avignon von Armand Olivennes
vorgestellt, nachdem wir die Aufführung ihres Stückes Les Musiciens, Les Emigrants
gesehen hatten; schon das war ein sehr intensives Erlebnis. Olivennes ist ein jüdischer
Autor aus Berlin, der mit 6 Jahren nach Frankreich floh, ein Band mit Geschichten ist
erschienen, die Übersetzung des Buches Der Begraber wäre dringend; es fängt so an: »Da
ich dreißig Millionen Mitglieder meiner Familie auf Grund eines bösartigen
Insektenstiches verloren habe, habe ich es mir zur Pflicht gemacht, mich um ein
anständiges Begräbnis für sie zu kümmern, an einem Ort, der es ermöglicht, ohne
Beschwerlichkeiten Kränze abzulegen und Gedenkfeiern abzuhalten.« Liliane Atlan sagt
von Olivennes, er sei ihr Lehrmeister gewesen. Alle ihre Bücher handeln vom Holocaust,
ob direkt, wenn sie von der ausgelöschten jüdischen Gemeinde von Saloniki schreibt, wo
ihre Vorfahren herstammen, oder indirekt, wie in den bereits auf Deutsch veröffentlichten
Gedichten, in den Büchern über Träume, über ihre Kindheit. In Eine Oper für Terezin
werden die Menschen vorgestellt, die in diesem Konzentrationslager versuchten, eine Oper
aufzuführen. Dies geschieht aber nicht durch einen Bericht, eine mehr oder weniger
distanzierte Beschreibung ihrer Lebensverhältnisse. Die Aufführung des Stücks ist eine
Gedenkfeier, bei der die Teilnehmer die Worte derer sprechen, denen ihr Gedenken gilt.
Erhofft wird außerdem, wie gesagt, daß die Aufführung eines Tages an vielen Orten der
Welt gleichzeitig stattfindet und die Mitwirkenden miteinander in Verbindung sind.

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